Von Lissabon nach Bordeaux - zurück in Europa

Von Lissabon nach Sevilla: auf den Spuren der großen Entdecker und der ersten Weltumrundung

Im zweiten Versuch klappte dann also der Flug über den Atlantik - und ich war früh morgens, noch vor Sonnenaufgang, nach etwa eineinhalb Jahren plötzlich wieder in Europa und in der EU, aber nun von Westen her kommend! Die Passkontrolle funktionierte an den automatischen Lesegeräten erst nach einer ganzen Reihe von Anläufen, weshalb ich kurz nervös wurde. Dann öffnete sich aber das Türchen und der Reisepass hatte seinen Dienst erfüllt: ab nun benötigte ich nur noch meinen Personalausweis bis Deutschland. Innerhalb von exakt zwei Stunden montierte ich das Fahrrad wieder vor dem Flughafengebäude. Da es noch so früh am Morgen war, entschied ich mich, trotz Übermüdung noch am gleichen Tag zum Cabo da Roca westlich von Lissabon zu radeln. Unmittelbar nach dem Flughafengelände brauchte ich einen Moment, um von der Schnellstraße aus den ersten Radweg zu finden. Dann gelangte ich auf einem recht guten Radwegnetz durch die Stadt. Alte Fassaden, Autos in normaler Größe, Menschen die zu Fuß gehen oder Rad fahren – ein wunderbarer Kontrast zu den USA. Zwei wilde Pfaue liefen mir an einer Straße über den Weg, was die Einheimischen nicht sonderlich zu wundern schien. Endlich konnte ich wieder in Euro bezahlen und bekam für mein Geld auch recht viel Gegenleistung. Die Preise für Lebensmittel und Unterkünfte erreichen in Portugal nur etwa ein Drittel des US-amerikanischen Niveaus. In den Außenbezirken Lissabons war das Paradies dann aber auch vorerst wieder vorbei: die Straßen waren mehrspurig, eng und der Verkehr sehr schnell - fast so unangenehm wie in einigen Städten Malaysias! Nach einem einige Kilometer langen Anstieg erreichte ich dann aber endlich die Landschaft um das Cabo da Roca. Die grünen Hügel vor dem blauen Atlantik waren mit einem Meer aus gelben Blumen bewachsen. Am wunderschönen Leuchtturm vorbei erreichte ich dann das Kap – nichts weniger als der westlichste Punkt des eurasischen Festlandes! Ein paar chinesische Reisegruppen waren vor Ort und ein Chinese aus Schanghai wollte dann auch gleich ein Foto mit mir machen. Am nächsten Tag radelte ich wieder zurück nach Lissabon und schaute mir in den folgenden Tagen die Stadt an. Lissabon wurde im Jahr 1755 von einem sehr starken Erdbeben verwüstet und ein sehr modernes Museum (inklusive einiger Erdbebensimulatoren) beschäftigt sich mit diesem Ereignis. Südlich von Lissabon warteten zwei kleine Fährüberfahrten über Flussmündungen auf mich. Auf dem zweiten Boot traf ich einen älteren Herren, der früher einmal mit ein paar Freunden vom Festland aus bis zu den Azoren gesegelt ist - was für ein Abenteuer! Durch eine hügelige Landschaft fuhr ich dann vorbei an Schafherden, prächtigen Pinien und Olivenbäumen. Und auch unzählige bewohnte Storchennester säumten den Wegesrand. An einer Tankstelle erzählte mir der Wart freudig mit Händen und Füßen, dass jemand aus seiner Familie ebenfalls die Welt mit dem Fahrrad umrundet hat. Die Landschaft ähnelte manchmal Neuseelands Nordinsel, nur in warm. Es muss vor meiner Ankunft hier erheblich geregnet gehaben, um es so grün hier aussehen zu lassen. Es wurde aber auch zunehmend hügeliger als im Texas Hill Country (nur Sumatra und Java waren noch schlimmer), weshalb ich in Richtung Spanien langsamer unterwegs war als erwartet. Dann aber erreichte ich die Grenze zu Spanien: der Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern ist einer der ältesten unveränderten der Welt. Und plötzlich war ich wieder in meiner Heimatzeitzone angekommen. Im Vergleich zu Portugal gab es für mich nun zwei wesentliche Unterschiede: erstens die Siesta, auf Grund derer es schwerer wurde, nachmittags einen Espresso zu finden. Und zweitens aber die erheblich rücksichtsvollere Fahrweise auf den spanischen Landstraßen - das Land ist ein echtes Fahrradland. Am ersten Morgen in Spanien machte ich in einem kleinen Restaurant eine Frühstückspause bei „café y tostada“, was eine sehr typische Kombination hier zu sein scheint: Espresso und warmes Toastbrot mit gesalzener Butter. Spartanisch. In die Kaschemme kamen immer wieder Männer, sich auf dem Weg zur Arbeit befindend, und orderten alle das gleiche. Alle schwiegen beim Essen. Es war halt früh morgens. Zwischen den Dörfern sah ich immer häufiger Olivenhaine. Irgendwann überquerte ich einen Fluss, der fast blutrotes Wasser führte. Etwa der bekannte Rio Tinto? Ich schaute kurz auf der Karte nach: tatsächlich, der Rio Tinto, nach welchem eines der größten Bergbauunternehmen benannt ist. Verwitterungspridukte der am Oberlauf natürlich vorkommenden Eisen- und Kupfererzvorkommen geben dem Wasser seine Farbe. Von dort aus, wo der Rio Tinto ins Meer fließt, startete übrigens Christoph Kolumbus auf seine erste Entdeckungsreise in die Neue Welt. Noch auf der gleichen Etappe erreichte ich Sevilla. In dieser Stadt startete und endete vor etwa 500 Jahren nichts weniger als die erste Umrundung der Welt durch die von Magellan und Elcano geleitete Expedition. Magellan starb dabei auf einer Insel, die heute zu den Philippinen gehört. Nur eines von fünf Schiffen kehrte zurück. Von den 270 Mann Besatzung überlebten 35 das Vorhaben. Die Chancen einer Weltumrundung heutzutage stehen erfreulicherweise etwas besser. Sevilla wird heute vor allem für seine Kathedrale (in welcher sich auch das Grab von Kolumbus befindet) und den Königspalast Alcázar besucht. In einem Seitenflügel von letzterem konnte ich den Raum finden, in welchem Magellan und Gefährten ihre Expedition planten. Ein erhabenes Gefühl, nun durch eine Tür zu schreiten, durch welche auch sie damals traten. Im benachbarten “Indienarchiv” werden heute noch die Dokumente der spanischen Entdeckungsreisen in die Neue Welt sorgfältig aufbewahrt. Die Unterlagen thronen in Pappschubern in stattlichen Regalen aus kubanischem Mahagoni und Zedernholz. Was für ein magischer Ort! Am Ufer des Flusses Guadalquivir ist ein eigenes Museum ganz der Magellan-Elcano-Expedition gewidmet und auf dem Fluss selbst kann auch noch ein Nachbau der Nao Victoria, dem Schiff, welches die erste Weltumrundung vollendete, besichtigt werden. Was mir auffiel: Sowohl das Indienarchiv als auch das Museum zur Weltumrundung waren so gut wie menschenleer - in der sonst sehr geschäftigen Touristenstadt scheint sich kaum jemand für diesen Aspekt der Geschichte der Stadt zu interessieren. Schade. Für mich war es ein ganz besonderer Ort.

Von Sevilla nach Pamplona: plötzlich unter Pilgern

“Du weißt aber schon, dass da oben noch Winter ist?”, fragte mich eine Pilgerin aus Deutschland in El Real de la Jara, einem kleinen Dorf irgendwo in der Sierra Morena nördlich von Sevilla, nachdem ich ihr von meinem Plan erzählte, nun über Frankreich, Belgien und die Niederlande wieder nach Deutschland radeln zu wollen. Warum war ich nun unter Pilgern? Ich verließ Sevilla vergleichsweise schlecht vorbereitet und wusste nur, dass Campingplätze im Hinterland rar sind. In einer der Whatsappgruppen für Radreisende wurde just an diesem Tag über die Unterkunftssituation in Spanien diskutiert. Ein Spanier wies in diesem Chat darauf hin, dass die “Albergues”, Pilgerherbergen entlang der verschiedenen Routen des Jakobsweges, gerade jetzt im Winter eine gute Unterkunft für Radreisende sein können. Und von Sevilla aus führt eine dieser Routen, die Via de la Plata, weitgehend parallel zur EuroVelo 1 in Richtung Norden - wie passend! So steuerte ich noch am gleichen Tag die Albergue in El Real de la Jara an. Mein Problem: mir fehlte noch die “credencial” - der Pilgerausweis, welcher bestätigt, dass man ein artiger Pilger ist, der entweder zu Fuß, zu Pferd (in der Albergue von Mérida stand ein Hinweis, dass Pferde im Schlafsaal nicht erlaubt sind…) oder auf dem Fahrrad nach Santiago de Compostela unterwegs ist. In der ersten Albergue wurde ich dankenswerter trotzdem nicht hinaus geworfen, sicherlich auch deshalb, weil sonst niemand dort nächtigte (die anderen Pilger waren in einer anderen Herberge im Ort) und sich mein Gepäck bereits oben im ersten Stock befand. Da EuroVelo und Via de la Plata manchmal auf derselben Piste verlaufen, überholte ich am nächsten Tag insgesamt vier wandernde Pilger, wodurch insgesamt etwa eine Stunde Unterhaltungen zusammenkam. Die Piste führte mich durch eine malerischste Kulisse vorbei an zwei alten Festungen, Pferden, Schafen, Kühen, Schweinen und Eseln durch Olivenhaine. Das Wetter war sonnig, locker bewölkt und nicht zu warm, nicht zu kalt. Wunderbar. Ich fuhr durch ein kitschiges Klischee. Später ging es wieder auf guten Landstraßen weiter. In Zafra erreichte ich meine zweite Albergue. Wieder durfte ich trotz fehlender “credencial” bleiben, musste aber ein paar Euro mehr bezahlen und bekam anders als die Pilger kein Frühstück. Im dritten Anlauf, in Mérida, war ich dann endlich erfolgreich: bei der örtlichen Albergue kam ich nicht nur für die Nacht unter, sondern konnte für einen Obolus von zwei Euro auch meine “credencial” erwerben, wodurch ich nun braver Fahrradpilger auf Zeit war. Mérida bot mir nicht zu die Möglichkeit des zweifelhaften Erwerbs eines Pilgerausweises, sondern auch mehrere römische Ruinen. Das Theater und das Aquädukt stellen dabei jeweils einige der am besten erhaltenen Exemplare ihrer Art dar! Über die Römerbrücke kam vor 500 Jahren möglicherweise auch schon Juan Sebastián Elcano, als er nach der geglückten Weltumrundung von Sevilla aus nach Valladolid reiste, um dort am Königshof Bericht zu erstatten. Ich freute mich sehr, in den Albergues in die Welt der Pilger eintauchen zu können, denn mit Ausnahme von El Real de la Jara am Anfang fand ich dort immer interessante Gesprächspartner. Besonders in Erinnerung bleibt die Unterhaltung mit Rune, einem Norweger, der nun mit seinen beiden Hunden durch Spanien wandert, nachdem er Jahrzehnte lang als Kriegsberichtserstatter tätig war. Und ab Cáceres radelte ich dann sogar wieder ein paar Tage lang mit Begleitung: Marie aus Belgien war ebenfalls mit dem Fahrrad auf der Via de la Plata unterwegs! Etwas nördlich von Cáceres fanden wir dann auf der Straße noch einen anderen Matthias aus Deutschland, weshalb wir bis Salamanca als Trio fuhren. Zwischen Plasencia und Béjar waren wir dann auf einer “Via Verde” unterwegs: so werden in Spanien alte Bahnstrecken bezeichnet, die in Wander- und Radwege umgewandelt wurden. Ein großer Vorteil dieser Strecken besteht darin, dass Bahnstrecken stets ohne steile Gefälle angelegt wurden, weshalb man es kaum merkt, wenn man bergauf fahren muss. Ab Zamora im Nordwesten Spaniens war ich dann endgültig wieder alleine unterwegs. In Tordesillas hatte ich das Vorstellungsgespräch für meinen neuen Job in Berlin in Form einer Videokonferenz. Am nächsten Tag erreichte ich Valladolid, die alte Hauptstadt des Königreichs Kastilien. In Valladolid besichtigte ich die Casa de Cervantes, das Haus, in welchem der Autor Miguel de Cervantes im Jahr 1605 zur Zeit der Erstveröffentlichung seiner Erzählung über „Don Quijote“ lebte. Über Sand- und Schotterpisten entlang des alten Canal de Castilla gelangte ich dann bei Frómista auf den Camino Francés, die Hauptroute des Jakobsweges. Die bisherigen Stempel in meiner “credencial” ließen ab nun den geneigten und nicht auf den Kopf gefallenen Betrachter erkennen, dass ich mich von Santiago de Compostela wegbewege, es also unter Umständen mit der Pilgerreise gar nicht mal so ernst meine… “Sehr ungewöhnlich”, merkte eine skeptische Albergue-Wirtin in Frómista dazu an, aber die anderen Wirte bis Pamplona interessierten sich dafür gar nicht. So konnte ich auch auf diese Abschnitt des “Caminos” wieder jeden Abend in den Albergues mit interessanten Leuten ins Gespräch kommen.

Von Pamplona nach Bordeaux: Baskenland und Dauerregen

Ob es daran liegt, dass Pamplona noch recht früh auf dem Camino Francés auf dem Plan steht und daher die Pilger hier noch besonders voller Elan sind? Um exakt 07:00, draußen war es noch stockdunkel, waren alle bereits wieder unterwegs. Ich ließ es etwas ruhiger angehen und schaute mir erst noch kurz die Innenstadt an. Nach ein paar Stunden auf der Straße entschied ich mich dann mal wieder für eine kleine Planänderung: die Wettervorhersage für die nächsten vier Tage kündigten enorme Regenmengen an. Um im Fall der Fälle an einem Ort mit günstigen Unterkunftsmöglichkeiten festzusitzen, entschied ich mich gegen die ursprüngliche Route bis an die Grenze Frankreichs, sondern schlug einen nordwestlichen Kurs auf Donostia / San Sebastián im Baskenland ein. Es ging natürlich wieder die meiste Zeit bergauf, aber belohnt wurde ich bald mit einer Berglandschaft, die mich sehr an die Alpen erinnerte – sowohl landschaftlich als auch architektonisch. Die Strecke führte mich durch ein paar Tunnel und bald in das baskische Sprachgebiet. Die Hinweisschilder am Straßenrand wurden zweisprachig. Baskisch ist mit keiner anderen rezenten Sprache verwandt. Eine melodisch wunderschöne Sprache. So hörte mein wahrscheinlich letzte signifikante Passhöhe auf dieser Reise zum Beispiel auf den schönen Namen „Azpirotz“. Die Ortschaften blieben abwechslungsreich. Während Lekunberri oben in den Bergen noch aussah wie ein typisches Alpendorf, erschien Tolosa, etwa 30 Kilometer weiter talabwärts, sowohl sprachlich als auch architektonisch wieder erheblich spanischer. Die Tage in Donostia verbrachte ich weitgehend im Hostel, welches ich nur für zwei Fotospaziergänge und Einkäufe verließ. An einem Abend kam ich im Hostel mit Alex aus Bukarest, einem rumänischen Abenteurer, ins Gespräch. Er schenkte mir seine Gaskartusche für den Campingkocher und brachte eine Flasche selbstgebrauten Sidra mit, den typischen Apfelwein des Baskenlandes. Ein Hostelangestellter weihte uns dann ein, wie er richtig getrunken wird. Alles Warten nützte nichts - der Regen hörte einfach nicht auf. Nach drei Tagen fuhr ich daher dann trotz nasskaltem Dauerregen weiter. Bald überquerte ich den Fluss Bidasoa und erreichte damit Frankreich. Dort radelte ich erst auf recht guten Radwegen, dann aber auf einer eher stark befahrenen, engen Landstraße oberhalb der Steilküste. Das wäre im Dauerregen allein schon nervig genug, aber jetzt kam sogar noch ein Seitenwind aus Norden dazu, dessen Böen mich einige Male fast umwarfen. Ich kam am nächsten Tag durch Biarritz, bevor ich über Bayonne langsam in den Bereich der riesigen Nadelwälder an der Küste gelangte. Der erste Radweg war dann dort anschließend noch überflutet, aber dann wurde es sehr viel besser: Frankreich fuhr hier nobelste Radfernweginfrastruktur auf. Fast durchweg über ausgezeichnete Radwege, welche mitten durch den Wald gebaut wurden, gelangte ich in Richtung Norden. Das Wetter war nun ausnahmsweise trocken und viele Leute grüßten freundlich. An Tag zwei wusste Frankreich zu überzeugen. Das Gelände in den Wäldern war ganz leicht wellig, aber nie zu steil. Wunderschön. Am darauffolgenden Tag war es wieder regnerisch, aber ich erreichte dennoch Bordeaux, wo ich bei Warmshowers-Host Adèle unterkam. Vielen, vielen Dank für die tolle Gastfreundschaft! In Bordeaux kam mir einiges bekannt vor. Im Herbst 2018 hatte ich mir die Stadt schon einmal für ein paar Tage angesehen. Damit war sie seit Istanbul vor eineinhalb Jahren nun die erste Stadt, in welcher ich vor dieser Reise bereits schon einmal war. Meinen Ruhetag in Bordeaux verbrachte ich in Cafés, einem Museum und mit dem Probieren der Canelés, kleiner Mini-Küchlein mit Rum-Aroma, die typisch für diesen Ort sind.

Über das Radfahren auf diesem Abschnitt

Von Lissabon nach Sevilla: Von Lissabon aus folgte ich nicht der EuroVelo 1, sondern einer direkteren Route über kleinere Landstraßen. Nach den beiden Fähren von Lissabon nach Cacilhas und von Setúbal nach Tróia radelte ich über Grândola, Santa Margarida do Sado, Aljustrel und Mértola bis zur Grenzbrücke bei Pomarão. Die ruhigeren Landstraßen waren allesamt nicht sonderlich stark befahren, hatten allerdings auch so gut wie nie einen Seitenstreifen, weshalb es ab und zu eng zugegangen ist. Im Vergleich zu Spanien überholen die Autofahrer in Portugal auch erheblich dichter und riskanter, was möglicherweise mit der viel geringeren Verbreitung des Radsports in Portugal zusammen hängt. Negativ aufgefallen ist mir, dass die Landschaft Portugals etwas “texanisiert” wurde: entlang der Straßen ist jede Wiese und jedes Wäldchen eingezäunt, weshalb das Finden von Stellen zum Zelten sehr schwierig ist. Campingplätze sind im Hinterland so gut wie nicht vorhanden. In Spanien radelte ich über El Granado, San Bartolomé de la Torre und Trigueros über Nebenstrecken und manchmal über gute Schotterpisten bis nach Sevilla. Campingplätze existieren hier im Hinterland ebenfalls nicht. Die spanischen Straßen haben meistens einen guten Seitenstreifen und die Autofahrer sind meistens erheblich rücksichtsvoller als in Portugal.

EuroVelo 1 von Sevilla nach Bordeaux: Die EuroVelo 1 führt westlich an Sevilla vorbei. Ich habe Sevilla nach Norden über La Rinconada, Burguillos und Castilblanco de los Arroyos verlassen und bin nach etwa 60 Kilometern in Almadén de la Plata auf die EuroVelo 1 getroffen. Bis Cáceres verläuft die EV 1 meistens auf sehr guten und ruhigen Landstraßen. Manchmal ist die Strecke deckungsgleich mit der Pilgerroute Via de la Plata, wobei die Schotterpisten in einem guten Zustand sind. Dieses Bild ändert sich leider nördlich von Cáceres: die EV 1 verläuft dann zunehmend öfter über Schotter- und Sandwege, die sich aufgrund der Nutzung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge in einem schlechten Zustand befinden (tiefe Spurrillen, grobe Steine, lockerer Schotter, starkes Gefälle). Nach Regenfällen bestehen die Wege zudem aus einer Aneinanderreihung von Pfützen und Tümpeln. Es ist empfehlenswert, ab der Höhe von Riolobos die N-630 nicht wie von der EV 1 vorgesehen zu verlassen, sondern auf ihr bis Plasencia zu bleiben. Ab Plasencia kann man dann der Via Verde de la Plata folgen, einem sehr guten Weg auf einer ehemaligen Bahntrasse, der momentan (Stand Februar 2024) bis zur Straße SA-220 bei Béjar ausgebaut ist und vielleicht in Zukunft sogar bis Salamanca fortgesetzt wird. Die Pisten der EV 1 zwischen Béjar und Zamora über Salamanca sind meistens in einem miserablen Zustand, weshalb die kleinen Landstraßen empfehlenswerter sind. Generell ist die N-630 eine gut zu radelnde Straße, da sie immer in Nähe einer Autobahn verläuft und daher selbst so gut wie keinerlei Auto- und Lastwagenverkehr aufweist. Von Zamora bis Tordesillas habe ich die vollkommen irrsinnig geführte EV 1 ebenfalls links und rechts liegengelassen und bin stattdessen der ZA-P-1102 bis Toro und dann der N-122 gefolgt. Zwischen Tordesillas und Valladolid exisiteren leider keine guten Straßenalternativen abseits der für Fahrräder verbotenen Autobahnen, weshalb ich auf diesem kurzen Abschnitt mit dem Schlamm- und Wasserpisten der EuroVelo vorlieb nehmen musste. Von Valladolid bis Frómista folgt die EV 1 einer Piste entlang des Canal de Castilla, welche sich meistens in einem recht guten Zustand befindet. Von Frómista verläuft die EV 1 oft auf der Pilgerroute des Camino Francés. Bis zur Passhöhe La Pedraja ist das manchmal noch erträglich, aber ab dann bin ich der N-120 bis Navarrete bei Logroño gefolgt. Nach Pamplona bin ich dann über die NA-1110 geradelt, welche sehr ruhig und in einem ausgezeichneten Zustand ist. Da die EV 1 Donostia-San Sebastian nicht ansteuert, bin ich von Pamplona aus über die N-240-A, NA-1300 und GI-2135 nach Tolosa und dann über Nebenstraßen bis Donostia-San Sebastian gelangt. Insbesondere die NA-1300/GI-2135 zwischen Lekunberri und Tolosa ist eine wunderschöne, ruhige und kleine Gebirgsstraße! Die Grenze zu Frankreich erreichte ich dann über Irun. Ein radfahrerisches Highlight war dann die französische Radinfrastruktur von Biarritz über Mimizan nach Bordeaux: über meistens ausgezeichnete, asphaltierte Radwege ging es durch ausgedehnte Nadelwälder entlang der Küste!

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Von Bordeaux nach Berlin - die “kleine Runde” ist vollendet

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Von Texas nach Miami - manchmal freundlich, manchmal feindlich