36.000 km: wie das Fahrrad und die Ausrüstung durchgehalten haben

Die finale Bestandsaufnahme

36.000 Kilometer und 212.000 Höhenmeter auf dem Fahrrad, von kalten -5 bis sengenden 42 °C, von wurzeligen Waldwegen bis zu mehrspurigen Schnellstraßen, von trockenem Sandsturm bis zu kaltem Dauerregen, und das ganze mit einem Gesamtgewicht (Fahrrad + Gepäck + Fahrer) von etwa 145 kg: das Fahrrad und der ganze Krempel in den Packtaschen musste einiges mitmachen. Hier werde ich einen kurzen Überblick darüber geben, welche Pannen und welcher Verschleiß anfielen.

Zusammen mit den vorherigen Radreisen sind das Rad und die meiste Ausrüstung insgesamt nun etwa 40.000 Kilometer gelaufen. Gleich vorweg: Das Fahrrad hat sich sehr gut geschlagen. So gut wie jede Komponente war in Bezug auf größtmögliche Haltbarkeit und Wartungsarmut ausgelegt, was sich auch ausgezahlt hat.

Rahmen und Gepäckträger

Das wichtigste: Es gab keinen Rahmenbruch und auch keinen Bruch eines Gepäckträgers. Wie im vorherigen Artikel beschrieben, gab es auf den ersten 10.000 Kilometern einen Bruch einer Halteschraube des hinteren Gepäckträgers. Dieses Problem trat nach der Reparatur glücklicherweise nicht wieder auf. Mit Hilfe der Abriebschutzröllchen konnten die Oberflächen der Gepäckträgerstreben gegen Abnutzung geschützt werden. Die Kunststoffröllchen selbst sind so widerstandsfähig, dass sie immer noch in einem sehr guten Zustand sind.

Naben und Achsen

In dieser Kategorie kamen nach den ersten 10.000 Kilometern (Angelsehne in der Schaltungsnabe an Sonjas Rad und eine gebrochene Frontachse an meinem Rad, siehe vorheriger Artikel) ebenfalls keine neuen Vorkommnisse dazu. Die Rohloff Speedhub und der SON-Nabendynamo haben keine Probleme mehr bereitet und laufen immer noch einwandfrei. Ebenso gab es keinen einzigen gerissenen Schaltzug und auch keine Probleme mit den Kabeln und Kontakten des Nabendynamos.

Reifen und Schläuche

Die Antwort auf die wohl häufigste Frage: insgesamt hatte ich auf der Weltreise 15-mal einen platten Reifen. 12-mal war das Hinterrad betroffen und 3-mal das Vorderrad. Sechs der platten Reifen traten übrigens in Arizona und Texas auf, wo stachelbewehrte Samenkörner (“goatheads”) das Leben auf dem Rad schwer machen können.

Insgesamt habe ich drei Paar Mäntel (Schwalbe Marathon Mondial, 26”) runtergefahren. Das erste Paar wechselte ich bereits nach etwas über 9.000 Kilometern in Zypern, um mit frischen Mänteln nach Asien zu fahren. Das zweite Mantelpaar hielt 14.600 Kilometer durch, wobei ich nach etwa 9.000 Kilometern die Mäntel von Vorder- und Hinterrad gegeneinander getauscht hatte, da der Mantel des Hinterrads mehr Abnutzung erfährt als der vordere. Das dritte Mantelpaar ist bis zum Ende der Weltumrundung etwa 12.000 Kilometer gelaufen und muss nun bald wieder ausgetauscht werden.

Bremsen und Räder

Insgesamt habe ich 9-mal Bremsbeläge an einem der Laufräder gewechselt, da sie zu verschlissen waren (Magura “7.S”-Beläge auf “MDR-C”-Scheiben (Vorderrad) bzw. auf den Rohloff-kompatiblen Scheiben (Hinterrad, Scheibendurchmesser jeweils 180 mm)). Einmal musste ich außerdem noch recht neue Beläge austauschen, da sie mit Öl kontaminiert warden. Nur einmal musste ich die hintere Bremszange neu einstellen. Ein Entlüften der Bremsen war nie notwendig. Da es Scheibenbremsen sind, trat natürlich kein Verschleiß der Felgenflanken auf.

Die Laufräder erwiesen sich als bombenfest: Sowohl das Vorder- als auch das Hinterrad haben auf 40.000 Gesamtkilometern keine einzige gebrochene Speiche und keine gebrochene Felge aufgewiesen (Felgen: Ryde Andra 30). Beide Laufräder sind damit noch vollständig in dem Zustand, in welchem sie ausgeliefert wurden!

Antrieb

Ritzel, Kettenblatt und Kette entstammen jeweils dem “10.000km+”-Sortiment des Herstellers KMC. Schon im vorherigen Artikel deutete ich an, dass das “Plus” recht üppig ausfallen könnte. Und die Lebensdauer dieser vergleichsweise massiven Bauteile war dann wirklich mehr als beeindruckend: Ritzel, Kettenblatt und Kette habe ich einmal nach 23.900 Kilometern (!) gewechselt, womit dieses Kettensystem die Lebensdauer eines Riemenantriebs erreichen kann.

Besonders langlebig war auch das Hope Tech Innenlager, welches nun seit 36.000 Kilometern verbaut ist und immer noch einwandfrei läuft. In dieser Zeit habe ich es nur einmal demontiert, gereinigt und neu gefettet.

Packtaschen

Wie im 10.000-Kilometer-Artikel beschrieben, riss einmal das Drahtseil der Lenkertaschenhalterung. In Istanbul ließ sich ein Ersatzteil dafür auftreiben. Im weiteren Verlauf der Reise trat dieses Problem dann nicht mehr auf. Immer wieder lockerten sich Schrauben an den Rückseiten der vorderen Packtaschen, aber durch regelmäßige Kontrolle der Schrauben und dem Mitführen einiger Ersatzschrauben ließ sich dieses Problem immer lösen.

Sonstiges

Das Cycle2Charge-Ladegerät, welches an den Nabendynamo angeschlossen wird, hat leider irgendwann den Geist aufgegeben, nachdem die gesamte Ausrüstung an der westlichen Meeresküste Sumatras mehrere Tage lang einem ständigen Salzsprühnebel ausgesetzt war. Der Brooks-Ledersattel hat eine Lebensdauer von etwa 40.000 Kilometern erreicht, ist nun aber in einem schlechten Zustand und ist nicht mehr lange verwendbar. Ebenso sind die Ergon-Griffe am Lenker und der Drehgriff der Rohloffschaltung nun weit abgenutzt, was so aber völlig innerhalb der Erwartungen liegt. Am Cinq Expedition Cage-Flaschenhalter brachen gleich zwei Schweißnähte, was sich aber mit Kabelbindern beheben ließ.

Mit der weiteren Ausrüstung gab es wenig Probleme. Die Hosen mussten ab und zu genäht und die Isomatte einmal geflickt werden. Ab Mumbai war ich mit einem leichteren Decathlon-Zelt unterwegs, welches einmal undicht wurde. Der leichte Laptop ließ sich sehr gut in einer etwas festeren Hülle in einer der Packtaschen transportieren. Da moderne Laptopfestplatten keine beweglichen Teilen mehr haben (solid state drive, SSD), hat er die Erschütterungen auch gut überstanden.

Das Fahrrad und das Fliegen

Insgesamt sechsmal habe ich das Reiserad für einen Flug verpackt. Ich habe dazu immer Vorderrad, vorderes Schutzblech, vorderen Gepäckträger, Scheinwerfer, Lenker, Sattel und die Pedale demoniert und mit Kabelbindern am Fahrrad befestigt. Im Fahrradkarton, welchen ich stets in Fahrradgeschäften bekommen hatte, polsterte ich dann die Rahmenrohre mit Jacke und Fleecejacke, das Hinterrad mit der Isomatte und den vorderen Teil des Rades mit dem Schlafsack. In die Gabel und in die vordere Bremszange setzte ich jeweils immer einen Abstandhalter aus Kunststoff ein. Ich hatte Glück und das so verpackte Rad kam immer gut am Zielort an.

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10.000 km: eine erste Bestandsaufnahme zu Pannen und Verschleiß