10.000 km: eine erste Bestandsaufnahme zu Pannen und Verschleiß

Die ersten 10.000 km liegen hinter uns.

Die bisherige Reise führte uns von der Ostsee ans Schwarze Meer und vom Mittelmeer ans Rote Meer, von den Auwäldern der Donau in die Steppen Zentralanatoliens und von den herbstlichen Wäldern des Kleinen Kaukasus in die Wüste Jordaniens - Zeit für einen ersten Rückblick, wie die Ausrüstung durchgehalten hat! In diesem Artikel betrachten wir die Pannen und den Verschleiß. Auf die notwendigen regulären Wartungsarbeiten werden wir in einem späteren Artikel eingehen.

Rahmen und Gepäckträger

Mit den Stahlrahmen hatten wir bislang keinerlei Probleme - alles andere wäre allerdings auch eine herbe Enttäuschung gewesen. An den Gepäckträgern haben wir übermäßigen Verschleiß an den Kontaktstellen zu den Aufhängungen der Packtaschen durch Abriebschutz vermeiden können (Kunststoffröllchen, direkt durch Tubus vertrieben, alternativ auch Gewebeband).

Als Schwachstelle haben sich aber die Befestigungsschrauben der (stark belasteten) hinteren Gepäckträger erwiesen. Zwar ist unsere Beladung im Rahmen der Spezifikationen von Fahrrad- und Gepäckträgerhersteller, allerdings ist bei Matthias’ Rad trotzdem eine der Rahmenschrauben ohne sonderlich große Erschütterung abgebrochen. Glücklicherweise war genau in diesem Moment ein Mechaniker mit Bohrmaschine in der Nähe, wodurch die gebrochene Schraube schnell ausgebohrt werden konnte. Bei Sonjas Rad haben wir zweimal eine der Rahmenschrauben unterwegs verloren (trotz Schraubensicherung). Wir würden daher in jedem Fall raten, die Halteschrauben der Gepäckträger (zahlreich) als Ersatzteil mitzuführen, denn die Beschaffung dieses Schraubentyps (und die sind gar nicht mal exotisch) war unterwegs gar nicht so einfach. Generell haben sich ab und zu Schrauben etwas gelöst, weshalb eine regelmäßige Kontrolle (dauert nur ein paar Minuten pro Rad) ratsam ist.

Naben und Achsen

Die Panne von Sonjas Rohloff-Nabe hatten wir ja schon in einem eigenen Artikel in der Ausrüstungsrubrik beschrieben: eine Angelschnur hatte die Wellendichtung der Nabe zerstört. Der Kundendienst von Rohloff schickte uns eine neue Dichtung und das Einbauwerkzeug nach Serbien, wodurch wir den Schaden selbst beheben konnten.

Ein anderer Vorfall betraf das Vorderrad von Matthias’ Fahrrad: beim Einbau des Rades brach die Spannachse des Vorderrades (Anzugmoment wurde immer beachtet). Wir hatten eine Ersatzachse dabei, wodurch die Panne innerhalb weniger Minuten erledigt war. Unser Glück, denn mit einer gebrochenen Achse lässt sich das Rad durchaus nicht einmal mehr schieben. Wer im Internet recherchiert, wird feststellen, dass gebrochene Spannachsen kein Einzelfall sind. Da sie zudem günstig, klein und leicht sind, ist unsere Empfehlung klar: ein Paar Ersatzspannachsen sollte mit ins Gepäck einer Radreise (beim Kauf die korrekten Einbaumaße für Vorder- und Hinterrad beachten)!

Reifen und Schläuche

Bislang hatten wir jeweils nur einen platten Reifen an beiden Rädern. Ursache waren in beiden Fällen feine Drähte, die wahrscheinlich von Autoreifen stammten. Wir haben die Schläuche mit den Flicken von Lezyne geflickt. Einer der Flicken hält nun schon über 2.500 km, ist also durchaus langlebig. In Georgien hatten wir die Mäntel von Vorderrad und Hinterrad jeweils getauscht - so lassen sich aus den alten Reifen noch mehr Kilometer herausholen.

Wir sind immer noch mit den ersten Schläuchen unterwegs, haben nach etwa 9.000 km jedoch dann neue Mäntel aufgezogen. Die alten Reifen wären sicherlich noch einige Zeit gelaufen, wiesen aber natürlich schon deutlichen Verschließ auf, weshalb wir in Richtung Südasien nun lieber mit “frischen” Mänteln auf den Rädern weiterfahren wollten. Die neuen Mäntel haben wir uns per Paket nach Zypern schicken lassen (für uns letztes Land im EU-Binnenmarkt), da wir die bewährten Marathon Mondial Evo weder in Georgien, Armenien, der Türkei noch in Zypern auftreiben konnten.

Bremsen

Der Verschleiß der Bremsbeläge war erwartungsgemäß erheblich von der Belastung des jeweiligen Laufrades abhängig und variierte daher sehr stark. Die Anzahl, Länge und das Gefälle der Abfahrten beeinflussen natürlich ebenfalls die Belastung der Bremsen, weshalb ein anderes Streckenprofil zu einem anderen Bedarf an Bremsbelägen geführt hätte. Bei den (leichter beladenen) Vorderrädern stehen die ersten Bremsbeläge nun kurz vor Ende ihrer Lebensdauer. Beim Hinterrad von Sonjas Rad haben wir die Bremsbeläge bislang zweimal gewechselt, beim stärker beladenen Hinterrad von Matthias’ Rad dreimal. Ein weiteres Mal mussten wir leider noch recht frische Beläge tauschen, da sie beim Liegendtransport in einem Bus auf dem Rückweg von Georgien nach Aksaray mit Öl kontaminiert wurden - für ein solches Malheur kann daher ein zusätzliches Ersatzpaar an Bremsbelägen nicht schaden… Die Lebensdauer der Beläge und Bremsscheiben ist natürlich auch von der Materialkombination abhängig: innerhalb des Magura-Systems fahren wir “7.S”-Beläge auf “MDR-C”-Scheiben (Vorderrad) bzw. auf den Rohloff-kompatiblen Scheiben (Hinterrad, Scheibendurchmesser jeweils 180 mm). Bei jeder anderen Materialkombination dürfte der Verschleiß anders (wahrscheinlich höher) ausfallen. Ansonsten haben uns die Bremsen bislang keine Probleme bereitet. Eine Entlüftung war bislang genauso wenig erforderlich wie eine erneute Einstellung der Bremszangen. Und da es sich um Scheibenbremsen handelt, ist logischerweise auch kein Verschleiß an den Flanken der Felgen aufgetreten.

Antrieb

Vor Beginn der Reise haben wir ein frisches Set aus Kettenblatt, Ritzel und Kette des “10.000km+”-Systems von KMC montiert. Wir können nun sagen, dass das “Plus” bei unseren Rädern ziemlich groß ausfallen wird, denn nach 10.000 km weisen die Zähne von Blatt und Ritzel sowie die Kette nur wenig Verschleiß auf und bereiten daher noch keinerlei Probleme.

Packtaschen

Die Halterung für Ortlieb-Lenkertasche beeinhaltet ein Drahtseil, welches die Halterung am Lenkerbügel arretiert. Eine Lösung mit Klemmschellen wäre uns schon bei der Montage lieber gewesen. Das Drahtseil riss dann an Matthias’ Lenkerhalterung in Serbien, weshalb er bis Istanbul mit einer Behelfslösung aus Reepschnur und Gewebeband unterwegs war.

Bislang haben wir außerdem zweimal eine Schraube an den Rückseiten der Packtaschen verloren. Zum Glück haben wir ein Ersatzschraubenset (gibt es direkt beim Hersteller) dabei, wodurch wir die Schrauben (deren Verlust sich beim Fahren nicht unmittelbar bemerkbar machte) ersetzen konnten.

Sonstiges

Bislang haben wir mit unserer Ausrüstung viel Glück gehabt und haben eher Kleinigkeiten zu beklagen: An Sonjas Rad brach eine Schweißnaht des Expedition Cage-Flaschenhalters. Beim Ortlieb Gear-Pack ist einer der beiden Tragegurte abgerissen (generell war das mitgenommene Nähzeug manchmal hilfreich). Ein aufblasbares Kopfkissen mussten wir einmal flicken. Zelt, Isomatten, Kocher und die Klamotten (von einer offenen Naht an einer Hose mal abgesehen, siehe Nähzeug) halten ansonsten bis jetzt sehr gut durch.

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36.000 km: wie das Fahrrad und die Ausrüstung durchgehalten haben

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Eine erste “ernste” Panne: was eine Nabenschaltung und Wasservögel gemeinsam haben